Der Begriff «Coach» ist in Ungarn (in Kocs) in die Welt gekommen. Dort entstanden im 15. Jahrhundert die ersten Pferdekutschen, so wie wir sie heute kennen.
Mit dieser ganz praktischen, linearen Funktion, jemanden von A nach B zu bringen, wurden dann auch Menschen zu Coaches: In Bildungskontexten, wo es darum ging, Studierende zum erfolgreichen Prüfungsabschluss zu begleiten; oder im Sport, um Athlet:innen zu Spitzenleistungen führen. Trainieren von körperlichen und mentalen Fähigkeiten und somit gesteckte Ziele zu erreichen, das ist auch heute die Aufgabe von Coaches im Sport.
1974 schrieb Timothy Gallwey das Buch «The Inner Game of Tennis”. Er macht sich in diesem Buch Gedanken zur “Psychologie des Tennis» und entwickelt eine für diese Zeit neue Haltung zum Lernen. Einige Grundsätze seiner Lehre, wie zum Beispiel «Fragen stellen, anstelle von Ratschlägen erteilen», sind auch heute noch wichtige Grundpfeiler des Coachings. Da er in den 70er Jahren mit seinen Grundprinzipien auch Führungsseminare in Unternehmen durchführte, könnte man Gallway als ersten «Executive Coach» bezeichnen.
Heute ist Coaching ein global anerkanntes Konzept, das in den Bereichen Persönlichkeitsentwicklung, Leadership, Organisationsentwicklung, Bildung und Gesundheit Anwendung findet. Noch immer geht es um Erreichen von Zielen, aber lineare Ursache-Wirkung-Trainings haben auch einem weiten Feld komplexerer, zirkulärer, kurviger Lernwege Platz gemacht.
«Ich als Coach? Nein, das wäre mir peinlich! Dieser Begriff ist mir zu abgelutscht.» Das hat kürzlich eine Teilnehmerin in einem unserer Module gesagt. Tatsächlich ist es einen Gedanken wert, wo man sich mit dieser Berufsbezeichnung einreiht. Da der Begriff nicht geschützt ist, bzw nicht an eine Akkreditierung angeschlossen ist, sind in den letzten Jahren am Coachingmarkt allerlei Variationen aufgetaucht: Vom Jedi-Coaching (ein Ansatz der sich auf die Star Wars Filme bezieht), über das Lach-und Schrei-Coaching, bis zum Money-Mindset Coaching. Wildwuchs kann ja sehr nützlich sein und es ist doch erstaunlich, welche Kreativität in diesen Angeboten steckt und wieviel Hoffnung auf Glück und Reichtum sie wecken.
Problematisch wird es dann, wenn der Ruf von Coaching an sich oder auch das entstehende Berufsbild des Coachs dadurch in Mitleidenschaft gezogen wird und der Coachingbegriff einen fahlen Beigeschmack bekommt.
Wie in anderen Berufen auch, ist der Lernweg als Coach ein Weg der Erfahrungen und des Erwerbs von fachlichen Kompetenzen. Die Expertise ist die spezifische Begleitung von Menschen, die sie vor allem in Orientierungs- und Entscheidungsprozessen aber auch in Veränderungszeiten unterstützt. So ist es nicht erstaunlich, dass viele Menschen in den mittleren Jahren, nach einer Zeit in Führungspositionen in verschiedensten Berufsbranchen oder der Arbeit in sozialen oder pädagogischen Kontexten, sich ins Feld des Coachings wagen. Der Weiterbildungsmarkt ist gut bestückt mit Angeboten zur Ausbildung als Coach. Auch hier gibt es grosse Unterschiede in Ausbildungsdauer, Inhalten und Qualifizierungen. Gerne geben wir hier einen Überblick über anerkannte Abschlüsse und Institutionen, die sich um eine qualitativ hochwertige Coachingarbeit bemühen. Die zwei grössten Berufsverbände in der Schweiz sind der BSO, der Schweizerische Berufsverband für Coaching, Supervision und Organisationsberatung und der SCA, der Schweizerische Berufsverband der professionell arbeitenden Coaches und betrieblichen Mentorinnen. Einige Hochschulen bieten fundierte Weiterbildungen an. So zum Beispiel die Universität Zürich (ZAHW) oder die Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW). Weiter sind die wichtigsten internationalen Institutionen mit ihren Abschlüssen zu erwähnen. Die International Coaching Federation (ICF) oder die European Mentoring and Coaching Council (EMCC). Auch die HFP, Höhere Fachprüfung Beratung in Supervision und Coaching, die wir in unserer letzten Praxispost ausführlich beschrieben haben, gehört zu diesem Feld.
Wir verstehen Sympoi als Weiterbildungsinstitut für ökosystemische Bildung, Beratung und Therapie. Mit unseren Angeboten in Naturdialog Coaching oder im Zertifikat Naturdialog Coach wollen wir gerne besonders Kolleg*innen, die als Coaches in betrieblichen Feldern tätig sind oder tätig werden wollen, einen qualitativen Zugang zu diesen Haltungs- und Arbeitsweisen ermöglichen. Es geht um die Erweiterung des Handwerkzeugs für die Begleitung in der Natur und eine Vertiefung des ökosystemischen Verständnisses in Bezug auf Coachingprozesse.
Die sympoi Praxispost erscheint 3-4 jährlich an einen ausgewählten Email-Verteiler. Jede Ausgabe widmet sich einem bestimmten Fachbezug oder einem Praxisfeld. Von dort ausgehend, erkunden wir ökosystemische Anwendungserfahrungen, Fragen und Theoriebezüge. Hier zum nachlesen und jederzeit zu abonieren: institut@sympoi.ch
oder «wie und in welche Richtung wollen wir weitergehen?» Wenn diese Fragen sich nicht nur auf den Coachingprozess beziehen, sondern auf das ganz konkrete «hier stehen» und Schritt für Schritt unterwegs sein in der Landschaft, fliesst eine andere Qualität der Lebendigkeit ein.
Zwei neue Blogbeiträge von Christian Mulle erzählen aus langjähriger Erfahrung im Naturdialog Coaching. Zwei weitere erscheinen in den kommenden Wochen bei sympoi.
"Bei einem Spaziergang am Waldrand, ist mir das aufgetaucht, dass es schön wäre, draussen zu coachen und Bewegung und Naturräume in den Prozess einzubeziehen."
Daniela Zimmermann, Psychologin in einem agilen IT-Team erzählt im Gespräch über ökosystemische Praxiserfahrungen mitten in Basel.
Ein Fachartikel von Sinha Weninger über die Höhere Fachprüfung für Beratungspersonen. Ein Abschluss dieser HFP ermöglicht beispielsweise den eidgenössischen Titel Supervisor/in-Coach.