Schweine-Humus

Lieber Hans-Peter

Über das Schweine-Humus Thema musste ich noch viel nachdenken. Ich habe inzwischen die Vermutung die Menschen haben den Ackerbau von den Schweinen gelernt. Im keltischen (soweit ich mich an die gelesene Stelle erinnern kann) bedeutete das Wort für Pflug auch Schweinenase. Schweine vermischen das Mineralische mit dem organischen und fördern somit die Lebendverbauung der Erde - dabei haben sie nicht mal die Absicht das zu tun, sondern suchen einfach nur nach Würmern und Wurzeln. Schweine sind sehr an den Wald, Waldrand und an das Wasser gebunden, so war es nie möglich sie in großen Herden über lange Distanzen in städtische Metropolen zu treiben - wie zum Beispiel die Steppentiere wie Rinder, Pferde oder Schafe. Durch ihr Wühlen und die Lockerung des Bodens vergrößern sie die Waldflächen - im engeren Sinne zerstören sie reines Grasland und geben jungen Bäumen dadurch eine Chance zu wachsen. Schweine sind auch streng matriarchalisch organisiert. Viel interessanter als den heiligen Eber finde noch die Rolle des weiblichen Gegenstückes. Weibliche Fruchtbarkeitsgöttinen und Hexen wurden sehr oft auf Sauen reitend dargestellt - z.B. Baba Jaga, Demeter, ...

Man stelle sich vor, eine alte Frau (wie Baba Jaga), ihrer weiblichen Sexualität voll bewusst, würde am Wiener Stephansplatz nackt auf einer Sau reitend nachts um ein Feuer galoppieren.... Die Kurgan waren ja Steppenmenschen - vielleicht haben die ja auch von den Steppentieren gelernt. Die ziehen auch weiter - erobern neue Weidegründe - wenn es nicht mehr passt. Drängen den Wald zurück, verdichten den Boden und fressen Bäume, um die Steppe zu vergrößern. Steppen bieten keinen Schutz - man braucht sozusagen den Schutz der Herde oder einer Leitstute und eines Leithengstes, der die Herde im Notfall gegen Angriffe von Fressfeinden (wo man als Pferd in karger Umgebung weit und breit der einzige Leckerbissen ist) verteidigt. Eigentlich nimmt man auch immer eine Art soziale Rolle in der tierischen Hierarchie ein, wenn man Tiere hält. Ich finde es immer witzig, wie ähnlich sich vom Typ her Menschen sind, die sich bestimmte Tiere halten und mit ihnen in Resonanz sind. Hundemenschen, Katzenmenschen, Hühnermenschen, Pferdemenschen, Rindermenschen, Wellensittichmenschen, ...

Schweineweiden sind ja immer mit Allmende-Rechten verknüpft gewesen. Die wurden irgendwann abgeschafft - mit Auswirkung auf Menschen, Tier und Natur. Ich habe da diesen Artikel zu Allmende entdeckt: «Die Allmende ist besser als ihr Ruf». Ich glaube den Begriff "Allmende" hat man in Österreich nie verwendet. Da hieß es Gemeingut, Markgenossenschaft, ... im 15. Jahrhundert ist es unter den Interessen des Adels immer mehr zu Nutzungs-, Servitusrechten verkommen. Hat auch irgendwas mit den Bauernkriegen zu tun. Jedenfalls hat man im Laufe der Zeit - so meine oberflächliche Interpretation - ganz viele Menschen boden- und selbstversorgungslos gemacht. So ähnlich wie im Amazonas heute.

1883 hat man den Begriff "Agrargemeinschaft" eingeführt. Zum schlechten Ruf: Da kann ich jetzt nur aus eigener, persönlicher Erfahrung sprechen. Ich bin ja selbst Mitglied in einer Wald-Agrargemeinschaft. Unser Wald sieht ja aus wie Lumpi's Hund. Ein Schlingpflanzen-Dornen-Dickicht mit abgestorbenen Eschen (Eschentriebsterben) drin. Es haben schon einige engagierte Obmänner versucht wieder einen Wald daraus zu machen, aber sie sind jedes Mal an der Mitgliedschaft gescheitert. Ja nichts an Arbeit, Zeit oder gar Geld investieren - so der Grundtenor. Nur Ausbeuten, es gehört ja einem nicht, für ein bisschen Brennholz reicht es gerade noch und mehr will man auch gar nicht machen.

Selbstversorgung - ist überhaupt so ein Thema und wird seit langem bekämpft kommt mir vor. Selbstversorgung macht kein Wirtschaftswachstum und keine Steuern. Kriege, Naturkatastrophen, Zerstörung, Leid, Probleme (auch jene, von denen man vorher gar nicht gewusst hat, das man sie hat) lassen die Wirtschaft boomen.

Alles Liebe von Franz

 

Lieber Franz

Deine Bemerkung, dass es bei den Kelten denselben Begriff für Schweinenase und für Pflug gab, hat mich für das obige Foto inspiriert. Unsere Freundin Carolina Vidal hat mit ein paar Kreidestrichen den Pflug, der bei mir im Alteisen lag, in ein Wildschwein verwandelt.