Der Vorläufer der modernen Fotokamera ist die Camera obscura; ein dunkler Raum mit einem Loch in der Wand, durch welches das Aussen auf den Kopf gestellt an die Rückwand projiziert wird. Dieses Phänomen löste bei den Menschen grosses Erstaunen aus, was heutige Kameras nicht mehr können– oder doch?
«Mensch bist du fotogen» – sagte mir einmal eine Fotografin. Gemäss Wikipedia heisst dies: «Auf Fotos gut anzusehen, zum Fotografieren besonders tauglich». Über eine solche Rückmeldung kann man sich natürlich freuen, aber aus ökosystemischer Sicht stellt sich schon die Frage, ob nicht die Kamera auch einen Anteil daran hat, schliesslich wird hier ja auch den Dingen – eben beispielsweise einer Kamera - eine eigene Lebendigkeit zugesprochen.
So begann ich mich vor einiger Zeit mit der Frage auseinanderzusetzen, ob es ein Kamerahandling gibt, dass bei dem schwierigen Unterfangen, Phänomene festzuhalten mithelfen könnte. Ich besprach diese Frage mit Juliette (jene Fotografin, vor der einige der Fotos auf dieser Website stammen) und wir waren wir uns einig, dass wenn ja, es sich um eine analoge Kamera handeln müsste. Um mir ein wenig Beine zu machen, schenkte mir Juliette gleich einen analogen Film.
Für mich war klar, dass die Kamera eine Pentax LX sein muss; eine solche hatte ich mir in jungen Jahren auf Anraten eines befreundeten Fotografen angeschafft. Sie begleitete mich damals in meiner Reiseleitertätigkeit und bescherte mir viele schöne Bilder. Wenn diese an Diavorträgen gezeigt wurden, kamen die Menschen oft auf mich zu und fragten, was ich denn für eine Kamera hätte.
Im Internet gefunden und gekauft, funktionierte die second hand Kamera leider nicht auf Anhieb. Der eingelegte Film liess sich zwar transportieren, aber mit dem Auslösen stimmte etwas nicht. Zum Glück kannte Juliette einen spezialisierten Pensionisten, der alte Kameras zu reparieren wusste. Auf einer Kanureise im letzten Frühjahr auf dem Tagliamento im italienischen Friaul kam sie dann zu ihrem ersten Einsatz.
Mit einer analogen Kamera ist es ja so eine Sache. Ob die Einstellungen richtig waren, erfährt man ja erst nach einiger Zeit, wenn der Film zurückgespult und im Fachgeschäft entwickelt wurde. Im analogen Zeitalter gab es da ja oft Enttäuschungen. Und so war es auch diesmal. Nicht dass der Film falsch belichtet, oder die Fotos unscharf waren – nein, der Film war in der ersten Hälfte doppelt belichtet. Offenbar wurde er bei der Reparatur zurückgespult. Die Fotos waren nicht zu gebrauchen – ausser dieses.
Riki, die vordere Person auf dem Kanu meint dazu: «Feuertanz auf dem Wasser, Monet einmal anders».
Und Hans-Peter, der hinten paddelt: «Mit allen Wassern gewaschen und durch alle Feuer gegangen»
Und auch Juliette freute sich am Bild: «Das ist ja skuriil was unser Fotoaustausch so macht».